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Dienstag, 6. Mai 2025

Signaturen-Rezension zu Patrick Schilds "Atemopale"

 
Unter den meistgelesenen Rezensionen bei den "Signaturen" befindet sich auch auf Platz 7 diejenige von Matthias Schramm zum Hanns-Meinke-Preisträger 2024, Patrick Schilds Band "Atemopale".
 
 









 
 
Link zur Rezension von Matthias Schramm:

 
 

Freitag, 11. April 2025

11.04.25 Rezension zu "Atemopale" von Patrick Schild bei den "Signaturen"

 
Eine Rezension zum 2024er Hanns-Meinke-Preisträger Patrick Schild von Matthias Schramm beim Signaturen-Magazin:

link:  Signaturen-Magazin: Patrick Schild: Atemopale

 
Matthias Schramm:

Patrick Schild: Atemopale. Gedichte. Berlin (
Verlag der 9 Reiche) 2024. 32 Seiten. 9,00 Euro. ISBN 978-3-948999-29-2


Zum Lyrik-Debüt von Patrick Schild


Patrick Schild, geboren 1994 in Daun / Eifel, hat sich in den letzten Jahren als eine Stimme der jungen deutschsprachigen Lyrik etabliert. Seine Gedichte erschienen zunächst in verschiedenen Anthologien und renommierten Literaturzeitschriften, es folgte 2021 der Förderpreis der Gruppe 48, anschließend wurde ihm 2022 der Klopstock-Preis für junge Lyrik verliehen. 2024 folgte mit dem Hanns-Meinke-Preis eine weitere Auszeichnung, die den Verlag der 9 Reiche veranlasste, seinen Debütband Atemopale in der Reihe der Lyrik-Edition NEUN zu veröffentlichen. Ende 2024 gewann er den 1. Preis für Lyrik beim Land-schreiberwettbewerb.

Schilds Debütband Atemopale entfaltet sich in behutsamen, aber auch radikalen Bewegungen, deren Wirkung aus dem Kontrast zwischen einer beinahe unerträglichen inneren Intensität und einer formalen Zurückhaltung entsteht.

Die in der Reihe der Lyrik-Edition NEUN erschienene Sammlung von Schild, herausgegeben von Steffen Marciniak, offenbart eine Sprache, die von Brüchen geprägt ist, die nicht lediglich ästhetisches Beiwerk sind, sondern vielmehr Ausdruck einer tiefen existenziellen Unruhe, welche den Leser behutsam, doch unnachgiebig in ein Territorium der Verletzlichkeit führt.

Schilds Atemopale zeugen sich in Bewegungen, deren Spannkraft aus einem Kontrast zwischen Intensität und formaler Zurückhaltung entsteht. Charakteristisch ist die frag-mentierte Sprache, die durch reduzierte Satzzeichen einen kontinuierlichen, oft atemlosen Sprachfluss erzeugt, welcher die Erfahrung des Atmens in Sprache übersetzt. Gedichte wie „[anhaften]“ zeigen, wie Sprache hier zu einer körperlichen Erfahrung wird – verlangsamend und bewusstseinsbildend.

Ein für mich nettes Detail findet sich im Gedicht „[maskulin]“, in welchem das lyrische Ich als „wort-gerinnsel“ beschrieben wird. Dieses scheinbar beiläufige Bild offenbart sich bei genauer Betrachtung als Metapher für die Stockungen und Verknotungen im kreativen Prozess des Schreibens selbst – ein Prozess, der ebenso körperlich wie geistig empfunden wird; aber auch in der Zerstreuung und in der Emphase des Duktus wiederzufinden ist.
  
Einer der markantesten Zyklen dieses Bandes, Narbenkartographie, etabliert bereits früh eine Grund-haltung des Lyrischen Ichs, die sich durch ein permanentes Changieren zwischen dem Körperlichen und dem Transzendenten, dem schmerzhaft Individuellen und dem Universellen auszeichnet. In „[wir]“ etwa spricht Schild von einer „mit leere angereicherten form eines bildes“, die gleichzeitig eine zärtliche und altersschwache Vergänglich-keit beschwört, und dabei deutlich macht, wie körperliche Fragilität und seelische Präsenz ineinander übergehen. Im Gedicht „[emblematisch]“ wird die Verbindung von physischer Verletzung und psychischer Erfahrung ebenfalls deutlich, wenn das lyrische Ich „ein knoten [...] vom blühen“ ist, „ein blutender wald“, womit die enge Verzahnung von Körper und Seele metaphorisch eindringlich hervorgehoben wird. Schilds Verse erscheinen somit als tastende Versuche, Identität durch Wunden und Vernarbungen zu lokalisieren und zeigen eindrücklich, wie stark die physische Präsenz und ihre Versehrtheit an die Seele gebunden sind.
Diese metaphorische nahezu religiöse Loslösung wird weitergeführt durch die Referenz zur „narziss-haus-schnecke“, „die „sich in sich selber antrifft“ – ein subtiles Bild für das Verschlossensein in sich selbst, für eine Rückkehr ins Innerste, die in ihrer Radikalität tödliche Züge annehmen kann. Schilds Sprache erzeugt hier bewusst eine fragile Balance zwischen Schönheit und Schrecken, zwischen sanfter Berührung und bitterer Konsequenz. Das „phonische zittern“ der „feiner, feinster fasern“ sowie die „leis erzitternden blumen“ evozieren eine zugleich intime und letztendlich beunruhigende Atmosphäre, die sich in der finalen, flüchtigen Geste auflöst: „schreiben wir unsere flüchtigen namen ins dunkelnde herz“ – ein Akt der Selbstauflösung, der auch als Selbstabschied gelesen werden kann, eine Art selbstzerstörerische Poesie.

Doch Schilds Lyrik erschöpft sich keineswegs in der Düsternis möglicher Interpretationen. Sie entfaltet vielmehr eine bemerkenswerte Fähigkeit, den Leser in einer Zwischenwelt zu verorten, in der Sinnlichkeit und Vergeistigung, die brutale Wirklichkeit des Körperlichen und die Zerbrechlichkeit des Geistes in ständiger Spannung stehen. Dies zeigt sich auch in anderen Gedichten des Bandes wie „[maskulin]“ oder „[fröstelnd]“, in denen das Motiv der Verletzlichkeit und der fragmentierten Identität erneut in schmerzhafter Klarheit hervortritt. Für mich auffällig ist die Technik, die Schild hier beweist. Er greift in seinem Sprachfluss wohl eher unbewusst auf erweiterte Reimregeln zurück; verlässt das Metrum, lässt es aber frei fließen, in seinem ganz eigenen Ton.

Kennzeichnend für Schilds Gedichte ist eine radikale Reduktion von Satzzeichen und die Verwendung von Einrückungen, die sich – gerade im ersten Zyklus – dem klassischen Sonett annähern. Die Gedichte wirken wie ein kontinuierlicher Atemzug, manchmal stockend, zuweilen beschleunigend, ganz als wollten sie die Erfahrung des Atmens in Sprache übersetzen. So entstehen Texte, die als körperliches Erleben wirken und eine verlangsamte, bewusstere Lesart erzwingen. Die Verse schaffen eine Textur, die körperlich erfahrbar wird, vergleichbar mit einem atmenden Organismus.

Die Verbindung von Atem und Opal deutet auf einen Kernaspekt: den Versuch, eine Sprache für das kaum Sagbare zu finden. Schild nutzt Erinnerungsfragmente und Schweigezonen, um seine Gedichte zu konstruieren, wodurch eine Spannung entsteht, die zwischen Präsenz und Abwesenheit pendelt.

Im ersten Teil des Bandes dominieren Fragmente und eine grammatische Auflösung, die ein ungefiltertes Bewusstseinsfeld erzeugen. Das Gedicht „[anhaften]“ ist dafür beispielhaft:

„ein gewebe aus luft
ein mandala
ein entwurf aus wenigen strichen
wie die bewegten u. noch grünen flanken der hügel —
als wir — zornige kinder — dem leben anhafteten“

Neben der offensichtlichen Lesart einer kindlichen Wut und existentieller Anspannung öffnet der Text subtil auch eine Lesart, die sich mit dem Thema Suizid auseinandersetzt. Die Metapher des Mandalas, das traditionell für Ganzheit und Heilung steht, wirkt hier ironisch gebrochen: Wenige Striche, ein kaum sichtbares Gewebe aus Luft – es könnte ein Hinweis auf die dünne Trennlinie zwischen Lebenswillen und Selbstaufgabe sein. Zunächst wirkt die Bildsprache eben wie ein Mandala, doch entfaltet sich beim tieferen Lesen eine Reflexion über Suizid. Schild spricht von einer „kurzen, schmerzlosen lösung des kummers“ und einer Existenz, die „zuinnerst gelöst u. frei schwebend“ ist, eine Metapher für den Wunsch nach Erlösung vom Schmerz. Die Balance zwischen Schönheit und Schrecken entfaltet eine intime und verstörende Wirkung, etwa in Gedichten im Zyklus Ruinenengel wie „Vater“:

„Der Keller des Hauses ist wach
und schleicht sich langsam auf Zehenspitzen
die knarrende Treppe hinauf.
Die knarrende Treppe der Biographie
an deren Ende das Zimmer der Erinnerung liegt.“

Schild beschreibt familiäre Traumata, die subtil, jedoch erschütternd wirken, wie etwa die „erschrockene Fledermaus“, die „in eine Nische floh“ oder die Bedrohlichkeit des Vaters, dessen Präsenz bedrückend gezeichnet ist. Gleichzeitig eröffnet Schild grundlegende Reflexionen über das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit.

Der kindliche Zorn kann ebenso als Ausdruck eines tieferliegenden Identitätsschmerzes interpretiert werden, einer existenziellen Unsicherheit, die das Ich zwischen Lebensdrang und Verzweiflung pendeln lässt. Schild spielt hier klug mit philosophischen Fragestellungen zur Existenz und Identität, ohne jemals ins bloße Gedankenspiel zu verfallen.

Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit einer dysfunktionalen Familienstruktur, deren Wunden in Gedichten wie „Engel“ offenliegen. Das lyrische Ich beschreibt etwa, wie „die Seele wie eine erschrockene Fledermaus in eine Nische floh“ – eine Metapher, die das Verschwinden des Selbst vor der emotionalen Gewalt familiärer Beziehungen illustriert. Ähnlich drastisch erscheint der Vater als bedrückendes Zentrum der Erinnerung, wenn im Gedicht „Vater“ formuliert wird: „Der Keller des Hauses ist wach und schleicht sich langsam auf Zehenspitzen die knarrende Treppe hinauf“ – hier evoziert Schild meisterhaft das Bild einer subtilen, doch unerbittlichen Bedrohung. Besonders ist Schilds Umgang mit sprachlichen Strukturen. Nicht allein individuelle oder familiäre Zerwürfnisse werden behandelt, vielmehr eröffnet Schild grundlegende Reflexionen über das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit. So hinterfragt das Gedicht „[emblematisch]“ pointiert die Möglichkeit sprachlicher Erfassung von Welt: „verwöhnt mich ihr Nektar mit Schmerzen?“, eine Frage, die an Paul Celans poetologische Zweifel erinnert und Schild in eine Traditionslinie sprachkritischer Dichter stellt.



Donnerstag, 30. Januar 2025

Rezension auf "Lyrikkritik" zu Patrick Schilds "Atemopale"

 

Auf Lyrikkritik verfasste Florian Birnmeyer eine Rezension zu zwei im Jahr 2024 erschienenen Gedichtbänden, darunter ist "Atemopale" des Hanns-Meinke-Preisträgers Patrick Schild:

 „Atemopale“ von Patrick Schild 

 

– Kurzkritik –

Patrick Schild: Atemopale

Ein weiterer interessanter Gedichtband  eines kleineren Verlags stammt von dem noch jüngeren Autor Patrick Schild. Für sein Debüt Atemopale erhielt der 29-jährige Lyriker den Klopstockpreis für junge Lyrik und den 6. Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik. Der aus der Eifel stammende und bei Aachen lebende Autor veröffentlichte den Band in der Reihe Lyrik Edition NEUN des Verlags der 9 Reiche.

Wie in dieser Reihe üblich, gliedert sich Atemopale in drei Zyklen mit jeweils neun Gedichten: Narbenkartographie, Ruinenengel und Atemopale. Die Linolschnitte, die den Band illustrieren, stammen von dem Dresdner Künstler Steffen Büchner.

Der Titel Atemopale klingt anziehend und zugleich geheimnisvoll. Die Verbindung vom existentiellen „Atem“ mit der Welt der Edelsteine und Minerale lässt dabei Raum für Interpretationen.

Schilds Band beginnt im ersten Kapitel mit seinen jüngsten Gedichten, durchweg kleingeschriebenen Texten, in denen er mit Sprache, Form und grafischer Gestaltung, zum Beispiel mit eckigen Klammern oder Gedankenstrichen, experimentiert und dabei eine vielschichtige Innenschau des sprechenden Ichs zu erzeugen vermag.

ein gewebe aus luft
ein mandala
ein entwurf aus wenigen strichen
wie die bewegten u. noch grünen flanken der hügel
als wir —zornige kinder —dem leben anhafteten …

(aus: [anhaften])

Einige Gedichte sind im Blocksatz gestaltet, erinnern an konkrete Poesie und verstärken den visuellen Eindruck:

  was suche ich eigentlich? :

  blickfang blickfang blickfang
  blickfang blickfang blickfang
  blickfang blickfang blickfang
  blickfang blickfang blickfang
  blickfang       mich    blickfang
  blickfang blickfang blickfang

(aus: [hab dich, optisch, haptisch])

Im zweiten Zyklus Ruinenengel, der ältere Gedichte enthält, kehrt Schild zur traditionellen. Groß- und Kleinschreibung zurück und seine Gedichte wirken insgesamt autobiografischer und weltgesättigter, weniger von der Form getrieben. Dabei verwebt er ungewöhnliche Metaphern mit schmerzhaften Erfahrungen, wie der Krankheit des Vaters. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Farbe Rot, zum Beispiel in Form der Rose, die auch auf dem Cover aufgegriffen wird. Im zweiten Zyklus wird der trennende Gedankenstrich durch einen Punkt ersetzt.

Die Rose die
das Licht mit dem Gehäuse
ihrer Uhr einfasst.
Später der langsame
Lidschlag der Sterne über
der mit Krach
​gepflasterten Stadt.
Ich wünsche mir
das dunkle Gold des Verstummens
im Mohn
einer Freundschaft.

(aus: Freundschaft)

Je weiter der Band fortschreitet, desto weniger experimentell wird die Dichtung. Der dritte Zyklus Atemopale, der dem Debütband seinen Titel verleiht, enthält eine Sammlung verschiedener Gedichte, die aus der frühesten Schaffensperiode stammt. Die darin versammelten Gedichte vereinen sowohl biographische Elemente aus dem zweiten Zyklus (Vater, Großvater) als auch die bereits bekannten Bilder (Vogel, Rose, Mohn, Krähe).

Zuweilen mag die Vielfalt der verwendeten sprachlichen Mittel als uneinheitlich empfunden werden, doch gerade darin liegt die Stärke des Bandes – und der gesamten Lyrik Edition NEUN, die Raum für mutige Debüts bietet.

Florian Birnmeyer

 

Hier der link zu:  Lyrikkritik  - mit den beiden Rezensionen zu Patrick Schild und Fabian Lenthe.

 


 

Freitag, 18. Oktober 2024

14.11.24 Patrick Schild liest in Osterode bei "Lyrik lebt e.V."

 

Lyrik lebt e.V. lädt ein zur Lesung des Hanns-Meinke-Preisträgers 2024, Patrick Schild 

 

Der Preisträger wird aus seinem Lyrikband "Atemopale" lesen, der im Sommer beim Verlag der 9 Reiche in der Lyrik-Edition NEUN als Band 29 erschienen ist.
Seit 2023 ist der Verein Lyrik lebt e.V. Mitausgeber des Hanns-Meinke-Preises und in jedem Herbst wird eine von ihm veranstaltete Lesung durchgeführt.
Im vergangenen Jahr gab es bereits eine Veranstaltung mit dem letztjährigen Gewinner, Safak Saricicek.
 
 
 
Patrick Schild wurde 1994 in Daun in der Eifel geboren. Er lebt in Aachen.  2021 erhielt er den Förderpreis der Gruppe 48, 2022 den Klopstock-Preis für junge Lyrik, 2024 den Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik und den 1. Preis für Lyrik beim Landschreiber-Wettbewerb. 
Bislang mit Gedichten in Zeitschriften und Anthologien verteten, u.a. in Startup: Lyrik, Kulturmaschinen Verlag Berlin, 2021. Der Band Atemopale ist seine erste Einzelveröffentlichung. Ein Band mit Aphorismen zu eigenen Zeichnungen ist in Planung.
 
 
ATEMOPALE
 
ISBN: 978-3-948999-29-2
32 Seiten, 125x190 mm, Fadenbindung, 
illustrierte, nummerierte und signierte Ausgabe
 
Normalausgabe (Broschur): 9 Euro 
Vorzugsausgabe (Hardcover): 33 Euro
— limitiert auf 9 nummerierte und signierte Exemplare
mit Original-Linolschnitt von Steffen Büchner
(Sammlerexemplare ohne ISBN, außerhalb des Buchhandels)
 
 

 

Dienstag, 27. August 2024

Radio Z über den Hanns-Meinke-Preis und Patrick Schild

 

Radio Z über den Hanns-Meinke-Preis und Patrick Schild


Am Dienstag, 27. 08.2024 RADIO Z einschalten. Da geht es ab 17 Uhr in der zweiten Stunde des Magazins Radio Z "Stoffwechsel - Kultur & Politik" um den HANNS-MEINKE-Preis im Allgemeinen und um den diesjährigen Preisträger Patrick Schild, dessen Buch "Atemopale" zufällig und nach langer Wartezeit auch morgen hier eintrifft. Startseitenlink des Radios hier unten, und dann dort auf das Kopfhörersymbol oben drücken, den Livestream, und HIFI mit 160 K Stereo. 
 
 

Der Beitrag und der Text der Radiosendung stammen von Daniel Aldridge. Man erfährt etwas über Hanns Meinke, die Preisgeber Lyrik lebt e.V., Verlag der 9 Reiche und auch Gedichte von Patrick Schild werden gelesen.  

 



 

 

Donnerstag, 1. August 2024

Empfehlung des Monats der GZL: Patrick Schild: "Atemopale"

Zum Preisträgerband 2024 von Patrick Schild "Atemopale" gibt es bereits eine Rezension, und zwar von Daniel Aldridge vom Radio Z., der auch bei der Preisverleihung Ende Mai zu Gast war.

Demnächst wird über die Veranstaltung, den Preis, den Namensgeber und den Preisträger im Radio berichtet werden.

Noch im August wird auch "Atemopale" lieferbar sein, sobald der Autor die Bände signiert hat.

 




Link: Rezension von Daniel Aldridge zu Patrick Schild bei der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik 

 

Empfehlung des Monats Juli 2024 von Daniel Aldridge:
Patrick Schild: Atemopale

 

Hanns-Meinke-Preis 2024: Patrick Schild und sein Lyrikband „Atemopale“

Ein Literaturpreis für den lyrischen Nachwuchs im Andenken an einen vergessenen Dichter

Heute gibt es in Deutschland über 500 Literaturpreise, darunter seit 2019 den “Hanns-Meinke-Preis” für junge Lyrik, der sich an den lyrischen Nachwuchs richtet. Verliehen wird der Preis vom Berliner Verlag der 9 Reiche und dem im Harz ansässigen Verein „Lyrik lebt e.V.“.

Im Februar dieses Jahres jährte sich der Todestag des deutschen Dichters Hanns Meinke zum 50. Mal – doch kein Feuilleton würdigte diesen Meilenstein. Fast 90 Jahre alt wurde Meinke, doch in der Literaturgeschichte ist er kaum präsent, nahezu eine vergessene Randfigur. Geboren 1884, erlebte Meinke den Aufbruch ins 20. Jahrhundert, eine Ära des Wandels in Politik, Kunst und Literatur. Der junge Meinke entschied sich früh für die Dichtkunst, wählte jedoch den Lehrerberuf, wohl wissend, dass Lyrik kaum zum Broterwerb taugte. Der tägliche Umgang mit jungen Menschen hielt ihn geistig rege, und in seiner Freizeit widmete er sich seiner poetischen Leidenschaft.

Die Jugendbewegung des Wandervogels, die Freiheit und Selbstbewusstsein in der Natur und im gemeinsamen Singen fand, begeisterte ihn. Im Lehrerseminar begegnete er Rudolf Pannwitz, der ihm den Zugang zum literarischen Charon-Kreis und zur Schulreformbewegung um Berthold Otto verschaffte. Meinke blieb jedoch eine Randfigur, nie bereit, sich ganz anzupassen. 1905 erschienen seine ersten Gedichte in der Zeitschrift “Charon”.

Zu den bisherigen Hanns-Meinke-Preisträgern zählen Max Drushinin, Anselm Retzlaff, Gabriel Wolkenfeld, Patrick Hattenberg und Şafak Sarıçiçek. Wegen der Corona-Pandemie konnten die ersten vier Gewinner nicht einzeln geehrt werden, erst 2022 im Gutshaus Steglitz, Wrangelschlößchen. Jedoch 2023 fand eine Einzelveranstaltung für den letztjährigen Gewinner Şafak Sarıçiçek im Berliner Lessinghaus im Nikolaiviertel statt.

Zwei Wochen nach Hanns Meinkes 140. Geburtstagsjubiläum 2024 wurde der nach ihm benannte Preis von einer elfköpfigen Jury an den 29-jährigen Dichter Patrick Schild aus Simmerath bei Aachen verliehen. Schild gewann in den letzten Jahren bereits den Förderpreis der Gruppe 48 und den Klopstock-Preis für junge Lyrik.

Als Auszeichnung gab es für die bisherigen Preisträger neben einem Geldbetrag vor allem die Veröffentlichung eines Buches in der im “Verlag der 9 Reiche” erscheinenden “Lyrik-Edition NEUN”, die eigens für diesen Preis entwickelt worden war. Die mit Illustrationen durch Linolschnitte des Grafikers Steffen Büchner veredelten Bände der Edition umfassen mittlerweile auch noch weitere Autoren, zuletzt u.a. Bände für die Leipziger Dichter Thomas Böhme und Andreas Köllner. Es gibt bereits über 30 Ausgaben.

„Vulkanische Poesie, die einfach aufkocht, aus der ewigen Quelle entspringt“

Für Patrick Schild stellt der Preisträger-Band „Atemopale“ sein Buchdebüt dar. Die zum Preis-Wettbewerb eingeschickten fünf Gedichte sind enthalten. Bislang war der junge Dichter mit Gedichten in Zeitschriften und Anthologien vertreten.

Jurorin Slavica Klimkowsky vom “Autorenforum Berlin“ würdigt Schild in ihrer dem Dichter sehr zugewandten Laudatio zum Hanns-Meinke-Preis u.a. mit folgenden Worten:

„Es gibt vulkanische Poesie, die einfach aufkocht, aus der ewigen Quelle entspringt und durch die Persönlichkeit des Autors kanalisiert wird. Das letztere trifft auf Patrick Schilds Poesie zu. Beim Gedicht [da-seins-form] flattert das Taubenherz in meiner Brust …:

der schlaf ist so undenkbar

dunkel, tief —

wie dein nicht-sein jetzt leuchtet.

… Ob augenzwinkernd und scharfsinnig, ob höflich, versöhnlich und diplomatisch, ich sehe wie Patrick Schild an eine unsichtbare Tür klopft, welche Qualen er erlebt, während der Text sich widersetzt, nach außen glänzt, nach innen zerfällt und es nicht zulässt Katharsis zu erreichen.“

Bei Patrick Schild fällt dem Juryvorsitzenden, PEN-Autor Harald Gröhler, vor allem das Gedicht [fröstelnd] auf:

„Schon das Wortpaar „eis und erinnern“ ist bemerkenswert, und zwar sowohl dem hier evozierten Bedeutungsfeld wie auch der Wortwahl nach …

ich gehe ziellos umher im gedächtnis des eises

— in der leere die unberührbar u. weiß ist —

zur grenzenlosen begegnung von eis u. erinnern

— zwischen gleißenden gipfeln, endlos, für immer. —

… Die Wortwahl ist sehr gelungen, und sie ist nicht bloßes Vehikel der Bedeutungen. Der Titel ist ironisch und spöttisch; tut dem Gedicht als Gegenbewegung sehr gut. Erst recht überzeugend und auch “schön” ist eine Zeile …

wie, wenn das herz in rauch sich verwandelt

… sie ist wert, bleibend erinnert zu werden. … Der Dichter übertrifft sich hier sozusagen selber. Von Erinnern ist dann noch einmal die Rede, und das kommt dem Gedicht sehr zugute; denn Patrick Schild liebt an sich zerrissene Inhalte.“

In „Atemopale“ gibt es 3 Gedichtzyklen a 9 Gedichte. Der erste Zyklus „Narbenkartographie“ ist mit einer Hommage an den italienischen Dichter Andrea Zanzotto verbunden, den Eugenio Montale als „großen Erneuerer der Lyrik im 20. Jahrhundert bezeichnet hat. Im Klappentext heißt es:

Patrick Schilds erster Zyklus „Narbenkartographie“ gilt einer Auseinandersetzung des [wir] mit dem [ich]. Man spürt das unbewusste Suchen nach einem [du], dass mehr einem Sehnen gleicht. Dichtung wird als Ganzheit menschlichen Daseins verstanden. Hier wechselt sie zwischen elegischen und zarten Tönen:

„verpflanze schüchternheit

die mich begleitet u. an die ich mich lehne

mit der zärtlich verblühten blume meiner rau-reif-schulter“

Schilds zweiter Zyklus „Ruinenengel“ öffnet eine familiär-intime Stimmung, begleitet von Stille, Schweigen, Verstummen, gesehen als Bereicherung:

„Stille fließt

und füllt die Gläser“

mehr eine Empfindung als angestrebtes Ideal.

Der titelgebende dritte Zyklus versammelt Gedichte, die jedes für sich eine lichtere Antwort auf die vorangegangenen Zyklen ist, wie leise Musik in einer Melancholie.

Ein Gedicht aus diesem 3. Zyklus:


Der schöne Vogel ist anderswo

Der schöne Vogel ist

anderswo. Da wo die Stille

Türen zuschlägt und

Alphabete erfindet.

wo sie Klang-

kurven in ebene Schussfelder

setzt und dem Vokabular

bis ins Unterholz folgt.

Ja, der schöne Vogel ist

anderswo. Doch die

Gedankenkleider rascheln

von seinem Ruf.

So erhebt sich nun mit dem neuen Hanns-Meinke-Preisträger Patrick Schild eine frische Stimme in der Riege der Dichter unserer Zeit, fernab vom Krisentrubel der Weltgeschichte – die Stimme eines begabten schöpferischen Geistes, der am Anfang steht und hoffentlich all seinen Inspirationen und den Eingebungen all seiner Musen folgen wird.

Der Debütband “Atemopale” von Patrick Schild erscheint dieser Tage in der “Lyrik-Edition NEUN” des Verlags der Neun Reiche und kann in jeder Buchhandlung oder direkt über den Verlag erworben werden.

Auch im Jahr 2025 soll der Hanns-Meinke-Preis für junge Poeten (vermutlich wieder) bis 33 Jahre ausgeschrieben werden. Die Ausschreibung wird im Januar 2025 erwartet, auf den Webseiten des Verlags und des Vereins „Lyrik lebt e.V.“, sowie bei Literaturport und anderen Seiten.

Patrick Schild:
Atemopale

Broschur,32 S., 9,00 €
ISBN 978-3-948999-29-2
Verlag der 9 Reiche, Berlin 2024

Freitag, 7. Juni 2024

Zweit-meistgelesener Beitrag - Signaturen-Magazin: Patrick Schild


Montags=Text beim Signaturen-Magazin mit Hanns-Meinke-Preisträger Patrick Schild

 
Erfreulich viele Neugierige schauten letzte Woche ins wunderbare Signaturen-Magazin zum Montags=Text mit Hanns-Meinke-Preisträger Patrick Schild. Der Montags=Text war zweitmeistgesehener Beitrag der letzten Mai-Woche; mit zwei Gedichten aus dem in wenigen Wochen erscheinenden Gedichtbands Atemopale. ISBN 978-3-948999-29-2.
 

 
mit 2 Gedichten von Patrick Schild:
 
[emblematisch]

blumen, emblematisch leiblich, fast zärtlich
gewachsene blumen, weiblich. honig
dem herzen, der blumen zartester sohn ich …
verwöhnt mich ihr nektar mit schmerzen?

u. ging ich tausend male durch die knospen
verschattung, schatten den halmen
halb noch ein schatten. mit qualen befallen
für meine schatten-trauer, ein knoten

—    im quecksilber-strickwerk der stengel
—    von silber durchblutet, entstellt
—    vom blühen — ein knoten, ein knospen

—    engel — verwüsteter engel. die welt
—    ein blüten-knospen-mandala-knoten
—    was bin ich dann: blutender wald.
 
 
 

Preisverleihung 14.06.2025 für Maurizio Piro

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