Sonntag, 17. Dezember 2023

Lingua Montenegrina

Die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Bisera Boskailo übersetzte je drei Gedichte der Hanns-Meinke-Preisträger Gabriel Wolkenfeld und Anselm Retzlaff, sowie dem Initiator des Hanns-Meinke-Preises, Steffen Marciniak, und packte die Texte in ihrem Artikelbeitrag zu den jungen deutschen Dichtern.
Preis und Preisträger wurden zur Buchmesse Sarajevo eingeladen und hatten weitere Leseauftritte.
Jetzt ist Boskailos Arbeit in der sehr renommierten montenegrinischen Zeitschrift LINGUA MONTENEGRINA - the magazine of linguistic, literary and cultural issues God. XVI, sv. 2, br. 32 erschienen.
Der Beitrag ist (siehe link) zu finden, auf den Seiten 267 bis 277.
 
PDF-Link zur Zeitschrift Lingua Montenegrina:
 


 

 
Gabriel Wolkenfeld: Betlehem

 
Ispleteni put, automobilima krcat,
pristizanje autobusa sa turistima, u pogrešnom
vijeku srenuti: Hodočasnici brišu zvezdi
vrhove, prekrivaju poljupcima svoje spasenje.
Mi licemjerni posmatrači im se pridružujemo,
uvijek u strahu, da što ne propustimo, zašta nismo
znali, da će nam trebati. Prljavo
naselje, vile zabačene, trgovci
na pijaci štede svoj glas, prepuštaju
boksu vrištanje. Jedan mi poklanja
punu šaku šljiva. Za tvoje oči, kaže.
Šta da od tebe napravimo na ovom drugom
jeziku? Da li da te obučemo u deminutivu ili
da ti odsiječemo jedan slog? Protiv kojih se
imenjaka moraš izboriti? Ništa
slično. Jednostavno sam iz mode.
Nebo na slikama posivljuje.
Opijen oblacima tamjana tetura se
jedna griješnica natrag u ovu nesvetu
svakodnevicu. Kamion za smeće joj uzimaju prednost u vožnji.
U radionici nedaleko od Crkve rođenja,
jedan arapski dječak rezbari stoto dijete
Isusa.

 
Anselm Retzlaff: Kiša

Kad sam te konačno pronašao
Na našim usamljenim putima
Srce mi je čitavo plamtjelo
Samo silna kiša je to mogla ugasiti
U noći, kad sam ponovo mislio na tebe
U duši sam se naglas od radosti smijao
I posvuda vidio curenje kiše
Po pismu koje je poslato kao odgovor
Na pitanje, da li me ili kako voliš
Pritajen osta ipak ovaj odgovor
Ja sam ga dugo živio i volio:
Zašto to biće u tebi tako želi.
Kapi kiše hvatam u ruci -
I puštam da se po njoj razlivaju
Jer one su slobodne i ostaće to
Baš kao što samo tebe dodirujem u srcu
Uz skandiranje tišine: samo jednostavno, budi!
I tako opet plešeš iz noći u noć
Sa svojim svjetlom, tamnoplavim kao eter
Ja sam beskrajno zaljubljen, slobodan sam u svom biću
Ovu pesmu moje ljubavi izlijevam tebi
napokon...
 



Samstag, 9. Dezember 2023

Ausschreibung 6. Hanns-Meinke-Preis 2024

 

Ausschreibung

6. Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik 2024

 
Der „Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik“ will den lyrischen Nachwuchs fördern. Der Preis wird vom Verein „Lyrik lebt e.V.“ in Osterode am Harz und dem Verlag der 9 Reiche Berlin, ausgeschrieben.
Nähere Informationen zu den bisherigen Wettbewerben findet man auf folgender Webseite: https://hannsmeinkepreis.blogspot.com
 
Als Hauptpreis wird eine Buchveröffentlichung in der Lyrik-Edition NEUN im Verlag der 9 Reiche ermöglicht, sowie ein wertvolles antiquarisches Buch vergeben.
Nähere Informationen zum Verlag: https://verlagder9reiche.blogspot.com
und zum Verein Lyrik lebt e.V.: https://www.lyrik-lebt.de
 
 

Hanns Meinke: Selbstportät, Linolschnitt

Die Preisverleihung ist für den 11. Mai 2024 angedacht, am Vorabend des 140. Geburtstags von Hanns Meinke. Die Verkündung der Finalisten und des Gewinns soll Anfang April erfolgen. Der Verein Lyrik lebt e.V. erwartet eine weitere Lesung des neuen Hanns-Meinke-Preisträgers 2024 in der Harzstadt Osterode, dem Sitz des Vereins. Ein Termin im Jahr 2024 wird dafür abgesprochen. Freie Unterkunft wird gewährt.
 
1) Teilnahmeberechtigt sind Autoren aller Nationalitäten im Alter von 18 bis 33 Jahren, die in deutscher Sprache schreiben.
 
2)  Zugelassen zum Wettbewerb sind Lyriktexte in deutscher Sprache. Ein Thema ist nicht vorgegeben, gewünscht sind zeitlose Gedichte. Die Texte dürfen veröffentlicht sein. Mit der Einsendung wird jedoch zugleich bestätigt, dass der Verfasser die Rechte an den Texten besitzt und diese noch nicht im Rahmen eines Wettbewerbs prämiert worden sind. Die Rechte an den Gedichten verbleiben beim Autor. Frühere Preisträger können nicht erneut teilnehmen.
 
3) Die Einsendung soll aus fünf Gedichten bestehen, die in einer einzigen Datei zusammengefasst sind. Diese Datei darf einen Umfang von sieben DIN-A4-Seiten nicht überschreiten (Schriftart Arial, Schriftgröße 12). Sie muss unverschlüsselt sein (auch nicht schreibgeschützt) und als doc-, docx- oder odt- Datei übersandt werden (keine PDF). Bitte ein aus zwei Worten zusammengesetztes Wort als Kennwort  frei wählen. Jede Seite soll mit diesem Kennwort versehen sein. Der Name der Textdatei soll nur aus diesem Kennwort ohne Zusätze bestehen.
 
Hanns Meinkes Werke (Foto: Ketterer Kunst)

 
4) Den Wettbewerbsbeitrag bitte unter Email: neunreiche@aol.com einreichen.
 
In die Betreffzeile der Email bitte: „6. Hanns-Meinke-Preis 2024 + das persönliche Kennwort“ eingeben. 
 
Im Text der E-Mail müssen folgende Angaben enthalten sein: Kennwort, Autorname (falls abweichend auch den Passnamen), Postadresse, Geburtsdatum, Telefonnummer (bevorzugt Festnetz, sonst Mobil) und E-Mail-Adresse. Eine künstlerische Kurzbiografie ist erwünscht.
 
5) Der Jury werden ca. 8 erfahrene Schriftsteller und Literaturwissenschaftler sowie bisherige Hanns-Meinke-Preisträger angehören. Die Jury entscheidet mittels Punktevergabe.
 
6) Einsendeschluss ist der 29. Februar 2024, 24.00 Uhr
 
7) Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
 
Viel Erfolg!

 

 

Freitag, 8. Dezember 2023

"Harz Kurier"- Bericht über Safak Saricicek - Lesung

Bericht im "Harz Kurier" am 4.12.23. über die Lesung des 5. Hanns-Meinke-Preisträgers, Safak Saricicek, in Osterode Harz, am 17.11.2023. Die Lesung, organisiert vom Verein "Lyrik lebt e.V." mit dem Verlag der 9 Reiche. Der Autor las aus seinem Buch "Wasserstätten", erschienen in der Lyrik-Edition NEUN, herausgegeben von Steffen Marciniak, der zum Preis eine Einführung gab.
 

 


Dienstag, 5. Dezember 2023

Nikolausangebot mit Büchern von Hanns-Meinke-Gewinnern

 
Auch die Hanns-Meinke-Preisträger Max Drushinin (2019) und Gabriel Wolkenfeld (2021) sind im Nikolauspaket des Verlags der 9 Reiche. 
 
Der Schnee ist (in Berlin) verschwunden... und doch soll morgen der Nikolaus kommen. So möchte ich an die Festzeit erinnern, und auch wir haben viele schöne Bücher, die man auch toll verschenken kann. Zum Nikolaus gibt es sogar etwas gratis dazu. Die Plesseanthologien von 2023 und 2021 mit Lyrik und Prosa der Mitglieder, zu denen auch die vier Abgebildeten unten im Plakat gehören. - Wer aber gern von den anderen Bänden des Verlags etwas möchte, das Angebot gilt natürlich auch für die anderen Bände der Lyrik-Edition NEUN, jeder Band 9 Euro. Insgesamt gibt es mittlerweile mehr als 20 Publikationen im Verlag.
 

 

Montag, 20. November 2023

Gabriel Wolkenfeld liest in Wien 23.11.23

 
Preisträger 2021, Gabriel Wolkenfeld, liest in der österreichischen Hauptstadt Wien aus seinem neuaufgelegten Roman "Wir Propagandisten", Albino Verlag Berlin.
 
23.11.2023, 19.30 Uhr, Buchhandlung Löwenherz, 
Berggasse 8, 1090 Wien
 
 

Wir Propagandisten 

 

Zitat aus dem Roman:

„Panzer rollen die Leninallee entlang. … Uniformierte, wie halbe Gottheiten, schreiten einher. Junge Männer mit glatten Gesichtern, die auf Veteranen machen. … Männer, die von Heldentaten träumen.“


Gabriel Wolkenfeld

Gabriel Wolkenfelds Roman Wir Propagandisten entstand 2013 als literarische Reaktion auf die Verabschiedung des sogenannten Homo-Propaganda-Gesetzes in Russland. Das Buch erzählt die Geschichte eines jungen Deutschen, der ein Jahr lang als Sprachlehrer in Jekaterinburg Land und Leute kennenlernt und dabei die Einführung des Gesetzes vor Ort mitbekommt. In klarer, doch assoziativer Sprache zeichnet der Text ein lebendiges Porträt des Alltags jenseits des Kremls, berichtet von Wodka-Gelagen in WG-Küchen, von schwulen Hinterhof-Partys, von zaghaftem Widerstand und geflüsterten Geständnissen, aber auch von der Angst, die sie auslösen. Und immer wieder von den lichten Momenten seligen Trotzes, die stärker sind als das Poltern der Gegner: »Verdammt noch mal, denke ich, das Leben ist schön. Wir haben – auf absehbare Zeit zumindest – nur dieses eine.«

Zehn Jahre nach seiner Entstehung ist Wir Propagandisten aktueller denn je. Nicht nur wurde das Homo-Propaganda-Gesetz seither von Ländern wie Ungarn adaptiert und in Russland 2022 nochmals verschärft, es lädt im Kontext des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auch zu neuem Nachdenken über die Zusammenhänge von chauvinistisch-autoritären Machtstrukturen und Homophobie ein. In einem aktuellen Nachwort reflektiert Gabriel Wolkenfeld die jüngsten Entwicklungen und setzt sie in Beziehung zu seinem Roman.

Über den Autor:

Gabriel Wolkenfeld, 1985 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Russistik und Literaturwissenschaft und lebte für jeweils ein Jahr in Estland, Russland und der Ukraine. Neben den Romanen Wir Propagandisten und Babylonisches Repertoire veröffentlichte er die Gedichtbände Sandoasen (Israelisches Album) und Nebelatlas (Ukrainisches Album). Für seine Lyrik gewann Wolkenfeld u. a. den Hanns-Meinke-Preis und den Ulrich-Grasnick-Lyrikpreis.


 

Samstag, 23. September 2023

Bildeindrücke der 5. Verleihung des Hanns-Meinke-Preis

 

22.09.2023: Preisverleihung des 5. Hanns-Meinke-Preises an Safak Saricicek 





Preisübergabe: von links: Claudia Dietrich (2. Vorsitzende des Vereins "Lyrik lebt e.V.", Christine Kahlau (Jurorin), Harald Gröhler (Juror und Laudator), Safak Saricicek (Preisträger 2023), Steffen Marciniak (Preisinitiator und Kurator)

 

 


 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 
 
Mitgestalter des Abends, von links): Michael Z. (Chansons zur Gitarre), Leonie Köhler (drittplatzierte Finalistin 2023), Gabriel Wolkenfeld (Preisträger 2021), Steffen Marciniak (Moderation)
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 










Donnerstag, 14. September 2023

Zwei Preisträger beim Autorenkreis Plesse

Max Drushinin und Gabriel Wolkenfeld 

beim Autorenkreis Plesse 

in Göttingen - Bovenden

Am dritten Septemberwochenende findet die 48. Matinee des Autorenkreises Plesse in Bovenden bei Göttingen statt. 

Nach Max Drushinin (Hanns-Meinke-Preisträger 2019) wird nun auch Gabriel Wolkenfeld (Preisträger 2021) Mitglied im Autorenkreis, der vor nun beinahe einem halben Jahrhundert von Carl Heinz Kurz gegründet worden war.

Die Matinee findet am 17.9.23 um 11 Uhr im Bürgerhaus Bovenden statt.

 

 Preisträger Gabriel Wolkenfeld, Max Drushinin


 


Donnerstag, 31. August 2023

Hanns-Meinke-Preis-Ehrung am 22.9.23

Preisträgerlesung Safak Saricicek zum 5. Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik

 

Am 22. September 23 wird der neue Preisträger des Hanns-Meinke-Preises geehrt.
Wir alle freuen uns auf seine Lesung im Lessinghaus. Er ist nun bereits der fünfte Preisträger, der dem Kreis der Erwählten angehören wird, die bisher alle zu Freunden geworden sind.

 
Im Plakat stehen die einzelnen Daten für die Veranstaltung. Kommen Sie pünktlich, und verpassen sie nichts. Safak Saricicek wird Gedichte aus seinem Band Wasserstätten lesen, dem Hauptpreis für den Preisträger.





 
Das ist der neue Gedichtband, erschienen als 23. Band in der Lyrik-Edition NEUN beim Verlag der 9 Reiche, die Steffen Marciniak herausgibt, der 2019 auch Initiator des Hanns-Meinke-Preises war.
 
 

 

Mittwoch, 30. August 2023

Lyrischer Garten 2023 mit Max Drushinin & Anselm Retzlaff

 
Lyrischer Garten 2023 in Osterode / Harz. 20.8.2023
 
Auch in diesem Jahr waren zwei Preisträger des Hanns-Meinke-Preises (2019 und 2020) zu Lesungen in den Harz gereist: Max Drushinin und Anselm Retzlaff, zusammen mit dem Initiator des Lyrikpreises, Steffen Marciniak.
Es gab Lesungen vor gefüllten Zuschauerreihen in der Stadthalle und im Kurpark Büchserstände der teilnehmenden Autoren.
 
Steffen Marciniak und Max Drushinin (Foto S. Beuermann)

 
 


Freitag, 11. August 2023

Lesungen Gabriel Wolkenfeld im August 2023

 Lesungen des Hanns-Meinke-Preisträgers 2021 Gabriel Wolkenfeld 

in Gelsenkirchen (12.8.23) und Teltow (24.8.23):

 Die erste Lesung ist beim 3. Literaturfestival "Nah und Fern" im Metropolengarten auf Dahlbusch e.V. - in Gelsenkirchen.

 

12.8.23 in Gelsenkirchen-Rotthausen, 17 Uhr

 Literaturfestival "Nah und Fern"

 

 
Gabiel Wolkenfeld in Gelsenkirchen (Foto: Warnke)


24.8.23 in Teltow, 20 Uhr
Reha Zentrum Seehof, Lichterfelder Allee 55
 
Gabriel Wolkenfeld und Steffen Marciniak 
lesen u.a. aus "Sandoasen", "Nebelatlas" und "Prinzenverstecke":
 
Der Pianist Andreas König
im Hellenikon Idyllion Selianitika, Griechenland lebend, 
kommt auf seiner Deutschland-Konzertreise auch nach Teltow, spielt Maurice Ravel:

(das Stück hier in einer Aufnahmen von Luca Buratto).


 


 

Montag, 31. Juli 2023

Umschlag für das neue Preisträgerbuch

Der Umschlag ist fertig, die 27 ausgewählten Gedichte sind in der Druckdatei. Alles ist bereit für den Druck. Im September sollte das fertige Buch vorliegen, rechtzeitig vor der Preisverleihung an Safak Saricicek am 22.9.2023 in Berlin.

 


 

Das Buch erscheint in der Lyrik-Edition NEUN im Verlag der 9 Reiche:

Safak Saricicek im Verlag der 9 Reiche

 

Symbolisch erfasst Şafak Sarıçiçek das Wasser in seinen Wasserstätten, denen er sich in vielgestaltigen Formen zuwendet, Fluss und Meer; Städte, die entlang des Wassers ihre Existenz finden. Kapitalismuskritisch schildert er im Zyklus Fischfresser die arbeitsteilige Produktion in einem Fischrestaurant, in dem Mensch und Fisch ihre Wesenheiten verlieren. Der dadaistische Humor, der in diesen absurden Gemengelagen mitschwingt, bietet einen Ausweg aus immerfort neuen Widersprüchlichkeiten, führt als roter Faden in Raumleere Lärmraum, in eine Einordnung von Ideen, Objekten und daraus folgenden Krisen in Räume, Konstrukte, in die Stille als Nicht-Raum — all dies wird sprachlich sondiert.

 

ISBN: 978-3-948999-23-0
32 Seiten, 125x190 mm, Fadenheftung, illustrierte, nummerierte und signierte Ausgabe, Softtouch-Broschur
 
Normalausgabe: 9 Euro 
 
Vorzugsausgabe (Hardcover): 33 Euro
— limitiert auf 9 nummerierte und signierte Exemplare
mit Original-Linolschnitt von Steffen Büchner
(Sammlerexemplare ohne ISBN, außerhalb des Buchhandels)

Donnerstag, 8. Juni 2023

Lesungen von Gabriel Wolkenfeld und Anselm Retzlaff

 

 

Die beiden Hanns-Meinke-Lyrikpreisträger Gabriel Wolkenfeld (2021) und 
Anselm Retzlaff (2020) lesen am 8.6. bzw. 10. und 11. Juni 23.
 

Das Plakat zur Lesung mit Gabriel Wolkenfeld:


...Anselm Retzlaff beim Literaturfest in Meissen, siehe link: Literaturfest Meissen

 
10.06.2023 um 17 Uhr in der Burgstraße 1
11.06.2023 um 15 Uhr in der Freiheit 1

Anselm Retzlaff (re.) bei einem früheren Festival


Samstag, 3. Juni 2023

Hanns-Meinke-Preis 2023: Şafak Sarıçiçek

 

Im Rahmen einer Lesung des Verlags der 9 Reiche wurde der neue Preitsträger verkündet. Die neunköpfige Jury aus Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern entschied für  

Şafak Sarıçiçek

 


Dankesrede zum Hanns-Meinke-Preis 2023:
von Şafak Sarıçiçek am 03.06.2023

 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Jurorinnen und Juroren,
sehr geehrte Lesende des heutigen Abends, wertes Publikum
 
in seinem 1910 erschienenen Werk „Masken des Marsyas“ kündet Hanns Meinke unter anderem die folgenden Verse im Eingangsgedicht ,,Marsyas“:
 
,,(...)
Die Götterfaust wollt diesen mund verspunden
Der süsser sang dass nur noch wimmern gelle
Aus weher kehle, aber es schwillt helle
Neutönend noch aus spätester dichter munden.
(...)"
 
Wer aber ist der so besungene Marsyas nun ?
 
Dieser Satyr, halbgöttlicher Begleiter der rasenden und trommelschlagenden Kybele findet Athenes weggeworfene Doppelflöte Aulos. Er erlernt das Spiel und von den eigenen Fertigkeiten derart überzeugt, fordert er Apollon zum Wettbewerb heraus. Zunächst befinden die Musen den Marsyas für überlegen, küren aber letztlich Apollon zum Sieger, nachdem dieser zu seinem Kithara-Spiel seinen Gesang hinzufügt. Zur Strafe für Marsyas Hybris hängt Apollon ihn auf und häutet ihn. Aus dem Blut des Marsyas entspringt sodann der gleichnamige Fluss.
 
Ich lese mithin in Hanns Meinkes Versen einen Auftrag der die Generationen überspannt. Er sieht in dem wetteifernden Dichter Marsyas, mit seinem Werk sich stolz über die Endlichkeit zu erheben versuchend, einen mutigen Tatendrang, eine ehrenwerte Aufgabe, nämlich Dichtung, welche weitergegeben wird und so nicht stirbt, weil jede Generation sich ihrer neu annimmt. Die Häutung des Marsyas ist letztlich die Verwirklichung der Gabe, die durch Schmerzen sich dem hedonistischen, rasenden, bloß intuitivem Prinzip entsagt, sich vergeistigt, kanalisiert, reift.
 
In der Verfügung, dass die Jury des Hanns-Meinke-Preises mir den diesjährigen Preis zuteil werden ließ, sehe ich die Bestärkung für den bisher gegangenen Reifungsprozess meiner Dichtung. Ich nehme ihn zugleich als Auftrag, mit Hanns Meinkes Worten, um den ,,süßen sang“ nunmehr ,,Neutönend“ als ,,später dichter munden“ zu lassen.
Lyrik ist meines Erachtens, bei einer modernen Betrachtung von Meinkes Versen, nebst der offenkundigen ökonomischen Lage, der sie unterliegt, zwei großen realen Gefahren ausgesetzt:
 
Einerseits droht sie noch mehr zur Nische zu werden, Lyrikregale nehmen kaum Platz ein im Buchhandel, besprochen und ausgezeichnet wird eine kaum repräsentative Minderheit. Der besprochene und ausgezeichnete Duktus ist zunehmend homogen, was sicher auch an der Rezeption postmoderner Schreibtechniken durch die Akademien bedingt ist. Gleichzeitig wird aber überall gedichtet: Es besteht eine unfassbare, tolle Bandbreite an Dichtung und Energie, welche jedoch, wie man so schön sagt, Underground bleibt, da im Feuilleton kaum beachtet.
 
Andererseits droht sie trivial zu werden. Dies hängt einerseits mit diesem ersten Punkt zusammen, nämlich mit einer lediglich auf diffuse Subjektivität abstellenden poetischen Methode. Andererseits damit, dass das Prinzip der Show, Performanz, das Schauspiel, die performative Identität in den Vordergrund tritt und der Inhalt, die Substanz in den Hintergrund.
 
Die Kunst wird für ,,unsere“ poetische Generation sein, um mit Hanns Meinke zu gehen, sich nicht allein mit vorübergehenden Modeerscheinungen zu begnügen, sondern die Vielfalt der Lyrik unterstützend, vor allem ihre Qualität mit Mitteln der heutigen Massenmedien zu kombinieren. Hanns Meinke war wandelbar, rezipierte vom Charonkreis, vom Georgekreis, von Sufilehren, vom Pantheismus, nur um einige seiner Einflüsse zu nennen, ging aber letztlich stets seinen eigenen, gedankenvollen Weg, sich nicht vereinnahmen lassend.
Auch das ist nach meinem Dafürhalten Aufgabe der nach Meinke ,,neutönenden späten“ Dichter, Tradition und Moderne zueinander finden lassen zu können, gesellschaftlich relevant zu bleiben, moderne Mittel zu nutzen, alles was zur Vielfalt der Lyrik beiträgt zu unterstützen. Das erfordert aber zeitgleich auch auf Entwicklungen hinzudeuten, welche die einseitige Rezeption und Aufmerksamkeitsökonomie begünstigen könnten.
 
Auch auf diesem Weg fühle ich mich auch durch den Erhalt des Hanns-Meinke-Preises unterstützt.
 
An allererster Stelle aber ist es für mich eine Ermutigung, dass mir eine Vergeistigung gelungen ist. Oder um mit T.S. Eliot zu gehen, eine Entpersonalisierung der Verse gelungen sein könnte, eine Bereinigung und Reduktion, wie die Häutung des Marsyas, trotz stetigen Hinterfragens und hoffentlich produktiver Zweifel.
 
Daher:
Dankeschön für ihre Beurteilung, sehr geehrte Jury, danke für den wertvollen Zuspruch.
 
Şafak Sarıçiçek (Foto: H. Ramlow)

 

Montag, 29. Mai 2023

Verkündung des Hanns-Meinke-Preises 2023 am 2.6.23

 

 

Am 2.6.23 gibt es eine Lesung des Verlags der 9 Reiche. Während dieser Lesung kommt es auch zur Verkündung des neuen Preisträgers 2023.

 




 Das sind die Kandidaten im Finale für den Preis:

- Thaer Ayoub, Berlin
- Thomas Bissinger, Leonberg
- Katarina Klein, Vechta
- Leonie Köhler, Berlin
- Andreas Köllner, Leipzig
- Chris Lauer, Luxembourg
- Nina Lenz, Tübingen
- Safak Saricicek, Heidelberg
- Patrick Schild, Koblenz
- Lena Schmidt, Leipzig

Mittwoch, 10. Mai 2023

Hanns-Meinke-Preis 2023 - Die zehn Finalisten

 Die Wahl zum Hanns-Meinke-Preis für junge Lyrik 2023 ist abgeschlossen. Die Juroren haben nun ihre Stimmen zum neuen Hanns-Meinke-Preisträger abgegeben. Daher können wir heute die zehn Preiskandidaten, fünf Frauen und fünf Männer (in alphabetischer Reihenfolge) verkünden, die in der Finalrunde zur Wahl standen.

Die Bücher von Hanns Meinke (Foto: Ketterer Kunst)

 

Finalisten (in alphabetischer Reihenfolge):

- Thaer Ayoub, Berlin
- Thomas Bissinger, Leonberg
- Katarina Klein, Vechta
- Leonie Köhler, Berlin
- Andreas Köllner, Leipzig
- Chris Lauer, Luxembourg
- Nina Lenz, Tübingen
- Safak Saricicek, Heidelberg
- Patrick Schild, Koblenz
- Lena Schmidt, Leipzig

 


 


Donnerstag, 27. April 2023

Hanns-Meinke-Preisträger lasen in Sarajevo und Mostar (Bosnien)


Drei Lesungen standen auf dem Programm der fast einwöchigen Reise nach Bosnien. Mit dabei die Preisträger von 2020, Anselm Retzlaff und 2021, Gabriel Wolkenfeld, der Initiator des Preises, Steffen Marciniak und die bosnische Gastgeberin Prof. Dr. Bisera S. Boskailo.

Die Bilder stammen von der Lesung im Goethe-Institut Sarajevo. Weitere Lesungen fanden auf der Sarajevo-Buchmesse und im Pavarotti-Musikzentrum in Mostar statt.
   



Gespräch von Steffen Marciniak, Bisera Boskailo und Gabriel Wolkenfeld mit dem deutschen Botschafter Thomas Fitschen und seiner Frau